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10 Sep
10Sep

Einen sanftmütigen, feinfühligen Roboter für sensible und heikle Produktionen zu bauen, hat sich Agile Robots vorgenommen. Ohne künstliche Intelligenz, die Kombination aus Sensorik und Bilderkennung geht das nicht. Das deutsch-chinesische Start-Up hat sich in einer dritten Finanzierungsrunde unter Führung des japanischen Tech-Investors Softbank 220 Millionen Dollar beschafft. Agile Robots ist so zum Einhorn - einem Unicorn - mit einer Bewertung von mehr als 1 Milliarde Dollar aufgestiegen. Dabei ist es erst 2018 gegründet worden. Chinesen sichern sich den Zugriff auf eine Zukunftstechnologie.

10. Septembner 2021

Ein Chinese in Oberpfaffenhofen: Zhaopeng Chen, 38 Jahre und Maschinenbauingenieur, ist schon vor mehr als zehn Jahren beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) tätig gewesen, zunächst in China, dann in der Nähe von München in Gilching, wo sich der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen befindet, um den sich ein Luft- und Raumfahrtcluster gebildet hat - mit der DLR als ein Nukleus. Chen hat vor nicht einmal drei Jahren mit seinem Partner Peter Meusel die von ihm vorangetriebene intelligente Robotertechnologie aus der DLR in Agile Robots ausgegründet, dessen Vorstandsvorsitzender er ist.

Japanische Softbank als Hauptinvestor

Schon sehr schnell hat seine forschungsintensive Arbeit Interesse gefunden. Bereits ein Jahr nach der Gründung, 2019, sammelte Chen rund 50 Millionen Dollar ein, im vergangenen Jahr noch einmal die stattliche Summe von 130 Millionen Dollar. Nun beteiligen sich eine Fülle weiterer Geldgeber mit insgesamt 220 Millionen Dollar an Agile Robots; der größte Teil davon kommt vom japanischen Investor und Technologiekonzern Softbank. Mit dabei sind andere asiatische, insbesondere chinesische Financiers. Hillhouse Ventures ist schon in der ersten Runde dabei gewesen. Sequoia Capital kommt ebenso wie die strategischen Investoren Xiaomi aus China, einem Smartphone-Hersteller. Mit Midas beteiligt sich ein Finanzinvestor, der von einstigen Führungskräften des Apple-Zulieferers Foxconn gegründet worden ist. Neben den Japanern bauen somit Chinesen ihren Einfluss aus.

                         Agile-Gründer Zhaopeng Chen                                    Foto Agile Robots

Dies ist nicht allein dem Umstand geschuldet, dass Chen Chinese ist. Agile Robots hat seinen Hauptsitz zwar in Gilching bei München. Es gibt aber ebenso einen Firmensitz in Peking. Mit dem frischem Geld soll die forschungsintensive Produktentwicklung, aber auch der Aufbau der Serienproduktion sowie einer globalen Verkaufsorganisation finanziert werden; ein Indiz für die bereits weit fortgeschrittene Arbeit und die Vorbereitung der Kommerzialisierungsphase.

Mensch-und-Maschine-Kollaboration

Agile Robots entwickelt Hardware, insbesondere aber Software etwa für Roboterhände, die präziser als die bislang bekannten Anwendungen arbeiten können, damit in sensiblen, kleinteiligen Produktionen wie in der Luft- und Raumfahrt, aber auch in der Fertigung von Smartphones eingesetzt werden können. Es wächst eine neue Generation heran. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz wird die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine sicherer und einfacher. Es öffnen sich neue Welten einer benutzerfreundlichen Kollaboration zwischen Mitarbeitern und Roboter. Ein neues Element in der Mensch-Maschine-Kommunikation entsteht. 

Der Einsatz von Bilderkennung und Sensorik macht einen Roboter feinfühlig und sensibel - und ist damit eben nicht nur zum Schweißen, Drehen, Nieten oder Schrauben geeignet, wie man es hinlänglich kennt. Das macht die Einsatzgebiete weit über die Luft- und Raumfahrt hinaus interessant. Sie reichen von der Produktion in der Automobilindustrie über die in der Unterhaltungselektronik, Medizin, Lebensmittelbranche, im Dienstleistungssektor bis hin zu Logistik und Bildung. Zudem wird eine Software angeboten, die auch mit Roboter anderer Hersteller kompatibel ist. Für DLR-Entwickler Chen war damals der Fokus auf die Luft- und Raumfahrt zu eingeengt. Er habe sich entschieden, Unternehmer zu werden und Technologien aus der Luft- und Raumfahrt auf die Erde zurückzubringen, sagte er in einem Interview vergangenen Jahr.

Chinesischer Markt im Fokus

Bestandteil der Strategie ist zudem, die intelligenten Roboter günstig herzustellen und anzubieten. Sie sollen schnell und einfach installiert werden und damit sofort einsetzbar sein. Dadurch können relativ zügig Mengen- und Skaleneffekte erzielt werden. Für Finanzinvestoren wie für strategische Partner ergibt sich so ein attraktives Szenario. Besonders für die Chinesischen. Denn für Agile steht der Markt China im Fokus der Expansion. Dort gibt es bereits strategische Kooperationen in zahlreichen Regionen und Branchen wie im Gesundheitswesen mit Hospitälern für den Einsatz als Operationsroboter zum Beispiel, in der Unterhaltungselektronik, Telekommunikation oder mit Herstellern von elektronischer Ausrüstung.

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